Nach einem Überblick über Geschichte und Theorie der Gattung Autobiographie widmet sich die Dissertation der Frage nach den spezifischen Entstehungsbedingungen der deutschsprachigen jüdischen Autobiographie, die in der jüdischen Emanzipation seit der Aufklärung zu suchen sind. Ihre formale Gestaltung ist geprägt durch die jüdische Erinnerungskultur und die Idee der Repräsentativität der Lebensläufe der Autobiographen.
Im Hauptteil werden die wesentlichen Linien der jüdischen Autobiographie im 20. Jahrhundert in ausführlichen Einzelinterpretationen dargestellt. Die Auswahl der untersuchten Texte folgt dabei den historischen Entwicklungslinien des deutsch-jüdischen Verhältnisses seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Die Auswahl reicht von Jakob Wassermann als einem Repräsentanten des liberalen Fortschrittsgedankens über Werner Kraft, Gershom Scholem und Ernst Toller, die die unterschiedlichen Strömungen jüdischen Lebens in Deutschland vor dem Nationalsozialismus repräsentieren, und endet mit Ludwig Greve, Ruth Klüger und Georges-Arthur Goldschmidt, die die Unmöglichkeit jüdischer Existenz im Nationalsozialismus sowie die Schwierigkeiten mit einer deutsch-jüdischen Identität nach dem Holocaust thematisieren.