In Anbetracht der hohen Studienabbruchquoten im Studienfach Chemie
(derzeit 43 %) besteht die Notwendigkeit, Faktoren zu identifizieren,
die einen Einfluss auf den Studienerfolg in diesem Fach ausüben. Da
empirische Befunde für das Fach Chemie im deutschsprachigen Raum rar
sind, liefert die vorliegende Studie einen Beitrag dazu, dieses Defizit
auszugleichen.
Neben einer umfangreichen Charakterisierung der Studierenden wird dazu
ein theoriebasiertes Regressionsmodell erstellt, das die wesentlichen
Prädiktoren für Studienerfolg beinhaltet: allgemeine kognitive Faktoren,
allgemeine motivationale Faktoren sowie Interesse. Durchgeführt wurde
die Studie an Erstsemesterstudierenden der beiden Studiengänge Chemie
und Lehramt Chemie mehrerer deutscher Universitäten, woraus sich ein
weiterer potentieller Prädiktor (Studienbedingungen) ergibt.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Vorwissen, die Abiturgesamtnote sowie
das Wunschfach signifikante Prädiktoren des Studienerfolgs
(Klausurpunktzahl) darstellen und ca. ein Viertel der Varianz des
Studienerfolgskriteriums aufklären. Die Berechnung studiengangs- und
hochschulspezifischer Regressionsmodelle macht deutlich, dass sich die
Hochschulen stärker voneinander unterscheiden als die beiden
Studiengänge.
Die Prognose der Leistung in einem objektiven Chemiefachwissenstest
zeigt, dass sich auch die Studienbedingungen signifikant auf die
Leistung auswirken. Zusätzliche Moderationsanalysen geben einen noch
etwas tieferen Einblick in die Wirkstruktur der Prädiktoren.