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Konfrontation und Nachfolge
註釋Mechthild von Magdeburg versteht es, in ihrer Offenbarungsschrift die Dynamik von Nähe und Distanz, die konstitutiv ist für das Verhältnis zwischen Schöpfer und Geschöpf, poetisch und narrativ höchst wirkungsvoll umzusetzen. Im ersten Teil der vorliegenden Studie werden die Bedingungen mystischen Sprechens näher untersucht. Die Co-Autorschaft zwischen Mystikerin und Gott setzt eine besondere Metaphorik voraus, die das Verhältnis von Ähnlichkeit und Unähnlichkeit dynamisch ins Bild zu setzen vermag. Der Fließmetaphorik, den verschiedenen Mischungsbildern und den Formen ekstatischen Sprechens wird in diesem Kontext besondere Beachtung geschenkt. Im zweiten Teil der Untersuchung geht es darum zu zeigen, wie die Dynamik von Nähe und Distanz auf einer narrativen Ebene eingelöst wird. In der dem Hohelied nachempfundenen Konfrontation von Gott und Seele in der unio mystica wird, selbst in den Passagen, in denen eine erotische Spannung aufgebaut wird, nicht so sehr das Einssein, sondern die Unähnlichkeit der Partner in den Vordergrund gestellt. Die unio ist nicht als Liebeserfüllung konzipiert, sondern paradox als Erfüllung im Warten und in der Vorbereitung auf diese. Das Warten wird nicht nur ertragen, sondern zum aktiven Verzichtsverhalten, das in der zweiten von Mechthild beschriebenen Begegnungsform von Gott und Seele, der compassio, zum Tragen kommt. Die Nachfolge ist ein der Demut verpflichteter Weg, der das Entbehren Gottes nicht mehr als Verlust, sondern als Gewinn wahrnehmen lässt. Die wandelunge der Wahrnehmung bedingt nicht nur bei Mechthild, sondern auch bei Hadewijch von Antwerpen, die im letzten Kapitel vergleichend herangezogen wird, eine Leidenschaft des Entbehrens, die sich als narrativ produktiv erweist.