Fast vier Jahrzehnte nach ihrer ersten Begegnung bei einem Schriftstellertreffen in Bukarest 1956 führte der Zufall die Autoren Manfred Winkler und Hans Bergel von Neuem zusammen. Beide stammen aus östlichen Provinzen der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie, aus der Bukowina und Siebenbürgen, zu deren Kulturbild die deutschsprachige Literatur einst wesentlich beitrug.
Ihre Briefe seit der Wiederbegegnung geben Einblick in ungewöhnliche Lebensläufe zweier Dichter vor dem Hintergrund von politisch-gesellschaftlichen Bedingungen und künstlerischem Schaffen. Manfred Winkler emigrierte Ende der 50er Jahre nach Israel, Hans Bergel wanderte nach seiner Verurteilung aus politischen Gründen und langjähriger Haft im stalinistischen Rumänien 1968 nach Deutschland aus.
Der Briefwechsel zwischen den Schicksalsgenossen ist ein in der Literatur Südosteuropas einzigartiges Dokument geistigen Austauschs zu Fragen der Dichtung, Philosophie, Religion und Politik. Er bezeugt auch – weit hinausgehend über kollegiale Empathie – die tiefe freundschaftliche Verbundenheit und Geistesverwandtschaft zweier Emigranten, die unterschiedliche Lebenswege gingen. Der eine, Manfred Winkler, fand eine neue Heimat in Israel, dem „Land der Väter“, der andere, Hans Bergel, blieb, auf der Suche nach dem sprachlichen Mutterland Deutschland, „ein Heimatloser“.