Eine fundamentale Aussage von Klaus Hemmerle ist "Keine Wahrheit ist zeitlicher als die religiöse". Eine solche Aussage muss für den Griechen ein Graus sein. Denn eine Wahrheit, die zeitlich ist, ist für ihn keine Wahrheit. Überraschenderweise führt Papst Franziskus in seinen bisherigen 4 Enzykliken ein ähnliches Prinzip ein: "Die Zeit ist mehr wert als der Raum". Dieses Verständnis von Zeitlichkeit führt Hemmerle zu der zentralen Frage: " Glauben - wie geht das?". Er fragt nicht zuerst "Was ist Glaube?" Diese Frage führt zu den bekannten Was-Fragen, die für den Glauben oft ungeklärt bleiben. Dagegen führt die Frage: "Glauben - wie geht das?" zu den Wie-Fragen und damit zu einem anderen Sprachspiel. Hier wird nicht zuerst nach einem Bestand gefragt, sondern nach einem Geschehen. In diesem Buch soll deshalb der christliche Glauben in der Sprache der Phänomenologie Hemmerles gelesen werden.