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Lehrer - Pauker - Menschenbildner?
Reinhard Heinritz
其他書名
eine Blütenlese
出版
Ergon-Verlag
, 2013
主題
Religion / General
ISBN
3899139801
9783899139808
URL
http://books.google.com.hk/books?id=6ji4nAEACAAJ&hl=&source=gbs_api
註釋
Die Debatten uber Schule und Erziehung nehmen kein Ende, und doch sollte der Lehrer langst ein "Ende" fur sich gefunden haben, um mit seiner taglichen Arbeit uberhaupt beginnen zu konnen. Tragfahige padagogische und didaktische Konzepte waren wunschenswert. Doch nach 25 Jahren Lehrersein an mehreren Gymnasien muss ich bekennen: Die Verhaltnisse, sie sind nicht so (um mit Bert Brecht zu sprechen). Gewiss, wir haben alle einmal studiert, sollten also in Sachen Padagogik und Psychologie bewandert sein; wir haben Erfahrungen gesammelt, gewisse Leitvorstellungen entwickelt, einen Fuhrungsstil eingeubt. Aber das Studium liegt lange Jahre zuruck. Unterdessen haben Fachdiskussionen ein wahres Eigenleben entwickelt und sind kaum mehr uberschaubar. Und allmahlich wird die verbleibende Berufszeit immer knapper und tritt in verscharfte Konkurrenz zur Lebenszeit. Wenn Korrekturen und Verwaltungstatigkeiten, auch bei jungeren Kollegen, schon so viel Aufwand bedeuten, wer wird sich da der "grauen Theorie" widmen, um das jahrzehntelang Eingeubte in Frage zu stellen? Was mich betrifft: Ich brauche Klarheit. Uberzeugungen, die mir dabei helfen, den Schulalltag so zu bestehen, dass ich abends mit mir im Reinen bin. Was mir fehlt, sind gedankliche Impulse, denn der Kopf spielt immer mit (anders als bei manchen Kollegen, die glauben "aus dem Bauch heraus" unterrichten zu konnen). Dabei hat ein Grundsatz fur mich immer gegolten: der Primat der Padagogik uber die Didaktik (und Methodik). Ein hoher Anspruch, den jedermann bejaht, obwohl ihm nur wenige genugen durften (den Verf. eingeschlossen). Doch nur wer Leitbilder hat, wohin es mit den jungen Menschen gehen soll, kann sein Lehrerverhalten darauf einstellen. Und nur so konnen im Schulalltag fachliche Schwerpunkte gesetzt oder Themen sinnvoll ausgewahlt, aufbereitet und in geeigneter Weise vermittelt werden. Wo aber findet man Ratschlag oder gar Inspiration? Im Umkreis meines Kollegiums sehe ich uberwiegend Einzelkampfer (oder die erwahnten "Bauchmenschen"). Mit Grundsatzfragen beisst man in dieser werten Runde eher auf Granit. Daher suche ich bei grosser Padagogen Zuflucht: Ihr Ideenreichtum sind meist ebenso bereichernd wie ihr Enthusiasmus. Aus dieser Schatzkiste, die allen Nachdenklichen offen steht, habe ich eine kleine Auswahl getroffen, die unweigerlich subjektiv und luckenhaft ist. Dennoch hat sich, in uberraschender Eindeutigkeit, ein recht klares Gesamtbild ergeben, was die padagogische Basis des Unterrichtens betrifft. Die Leser mogen selbst urteilen, was ihnen die herbeizitierten Autoren zu sagen haben. Es ist "schwere Materie" dabei, aber auch leichter Lesbares. Was ich aber versprechen kann, ist der gediegene essayistische Stil, dessen sich viele der grossen Erziehungsschriftsteller bedienen. Das hat durchaus mit der Sache selbst zu tun, ist doch das padagogische Schrifttum der Neuzeit von Anfang der Form des Essays verpflichtet (besonders markant bei Montaigne). Als "Versuch" wird Padagogik auch in der Aufklarung als akademisches Fach begrundet (durch E. Chr. Trapps Versuch uber Padagogik, 1780); spater begegnet uns diese Bezeichnung immer wieder (so etwa in Pestalozzis Stanser Brief, 1799). Selbst "Systematiker" geben bei naherem Hinsehen ihre rhapsodische Seite zu erkennen (wie J.F. Herbart). Moderne Autoren sind, unter dem weitreichenden Einfluss Nietzsches, erst recht als frei denkende "Essayisten" zu bezeichnen. Der Denkstil bestimmt den Schreibstil - bei Ellen Key und den "Reformpadagogen", bei deren heutigen Vertretern genauso wie bei manchen ihrer Gegner. Dementsprechend sind meine "Spaziergange" bewusst in einer offenen Darstellung gehalten. Mogen die Autorenportrats im ersten Teil ("Stationen") abwechslungsreich und informativ zu lesen sein! Im zweiten Teil ("Versuche") wird diese Sammlung ausgewertet und auf ihre Brauchbarkeit fur die heutige (Schul)Erziehung uberpruft. Die Form der Notiz moge zum Selbst- und Weiterdenken einladen. Ich beginne mit einem Sprung in die Fruhe Neuzeit. Die Gedankenwelt von Autoren wie Montaigne oder Comenius, Pestalozzi oder Frobel mag fur manchen Leser etwas eigenwillig, ja fremdartig wirken. Doch gerade das kann ein Vorteil sein, um den notigen Abstand vom Gewohnten zu finden. Sie halten allesamt an der Idee fest, dass Schule nicht allein Kenntnisse und Fahigkeiten vermitteln, sondern die ihr anvertrauten jungen Menschen auch erziehen soll. Das ist in heutiger Zeit nicht gerade selbstverstandlich, aber nach meiner festen Uberzeugung dringender notig denn je. Dass dadurch Debatten in Gang kommen: Das ist mein Wunsch und mein Anliegen.