Anhand des Nachlasses des 1728 an den Franckeschen Stiftungen in Halle/Saale eingerichteten Institutum Judaicum sowie von Materialien weiterer Archive untersucht die Studie die Entstehung und Frühgeschichte der ersten lutherischen Judenmission in ihren vier verschiedenen Tätigkeitsfeldern: Traktatmission und Reisedienst, Proselytenpflege und die Betreuung des Freundeskreises. Die Auswertung der Korrespondenz des Gründers und ersten Direktors des Institutum Judaicum, des Hallenser Orientalisten und Professors der Theologie Johann Heinrich Callenberg (1694-1760), leistet nicht nur einen Beitrag zur Historiographie der Franckeschen Stiftungen, sondern läßt den hallischen Pietismus als tragenden Grund einer Mission erkennbar werden, welche die Struktur späterer Glaubensmissionen antizipiert. Ausgehend von einem detaillierten Überblick über das von Halle auf- und europaweit ausgebaute Netzwerk zur Unterstützung und Beförderung der Mission werden sowohl die theologischen Hintergründe als auch die Praxis christlich-jüdischer Begegnungen erforscht. Die Analyse der jiddischen und der hebräischen Missionsliteratur berücksichtigt neben theologischen Aspekten des christlich-jüdischen Dialogs auch philologiegeschichtliche Gesichtspunkte.