Als prekärer Teil des affirmativen Reichspatriotismus (1870–1880) trieben diffamierte oder gering geachtete Geschichtsromane wie Dahns Kampf um Rom, Fontanes Vor dem Sturm, Freytags Ahnen oder Sacher-Masochs Weiblicher Sultan Geschichtsreflexion und Identitätsbildung entscheidend voran. Wie Meyers Jürg Jenatsch problematisieren sie den zeitgenössischen Umgang mit Geschichte und stehen damit am Beginn der Krise des Historismus.
Die vorliegende Dispositivanalyse weist das hochreflexive Ineinander von Affirmation und Subversion nach, zu dem sich die Romane mit Nietzsches Historienschrift, Droysens Geschichtssemiotik, Menzels Abkehr vom Geschichtsgemälde, aber auch mit Denkmaleinweihungen, den Jubelfeiern 1870/71, Verlagsanzeigen, Professorenromanen, Zeitschriftenartikeln und -illustrationen verschränken. Eingehende Interpretation gängiger und abseitiger Text- und Bilddokumente entwerfen zentrale Elemente der Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts völlig neu.