philosophie, die sich als Disziplin rationaler Argumentation versteht, tut sich heutzutage mit Erzahlungen schwer, weil Erzahlen ein dezidiert von jeder formalen Logik abweichendes Konzept der Reprasentation darstellt. Dabei gibt es eine reichhaltige Tradition, in der die enge Verbindung von Geschichte und Geschichten sowohl als produktives Element philosophischer Reflexion als auch als strukturierendes Konzept historischer Selbstbezeugung dient.
Das Paradigma der Erzahlung stiftet durch seine Geschlossenheit, die dem Faktischen immer an antizipierter Einheit und Ganzheit voraus liegt, die Moglichkeit, unverfugbare Geschehen zu interpretieren. Die Bewaltigung einer lebenswirklichen Gesamtheit wird dadurch rational erfassbar und lasst sich verwalten. Zum anderen ist die Perspektive einer erzahlten Vernunft die Frage nach dem Sinn einer Wirklichkeit, die von sich aus keinen Sinn preisgibt. Indem Philosophie erzahlt, offnet sie hermeneutisch eine Tur zum Verstandnis von Wirklichkeit und ihrer selbst. Hermeneutik ist dann vor allem die Darstellung der immanenten Momente eines Sinnes, der im Nachvollzug seiner Darstellung erst zur Erscheinung gebracht werden kann. "