"Wien 1918": In den letzten Tagen des Ersten Weltkriegs, als zwei ehemalige Erzfeinde Kriegsallierte waren, fand in der Hauptstadt der österreichisch-ungarischen Monarchie die erste exterritoriale Malereiausstellung der osmanischen Monarchie statt. Diese Austellung ist Ausgangspunkt der Untersuchung des Phänomens "Verwestlichung" und dessen Folgen in der osmanisch/türkischen Geschichte, Politik und in der osmanisch/türkischen Malerei.
Nusin Arslan zeigt, dass an der osmanisch/türkischen und später der türkischen "Verwestlichung" zu sehen ist, wie sozialpolitische Phänomene in der Kunst, etwa in der Malerei, zum Tragen kommen. Die Bezeichnung "Verwestlichung" klingt nach einseitigem, nur westlichen Einfluss. Durch genaues Betrachten ist jedoch zu sehen, dass die Umstände komplizierter waren. Am Beispiel des eigentlichen Ursprungsortes und der verspäteten Anwendung der optischen Täuschung "Zentralpersepektive" im Osmanischen Reich wird deutlich, wie bestimmend interkulturelle Wechselwirkungen sind.
Die Rolle osmanisch/türkischer Frauen wird am Beispiel der Malerinnen, die in "Wien 1918" ausstellten, und am genauer betrachteten Einzelschicksal der türkischen Malerin Hale Asaf gezeigt. Die Verschränkung der Darstellung einer Schlacht des Ersten Weltkriegs in der Ausstellung "Wien 1918" bringt die Frage nach realistischen Darstellungen und somit vor allem eine prinzipielle Hinterfragung von Realität mit sich.