註釋 Abstract: Hintergrund Die präoperative Radiochemotherapie (RCT), gefolgt von der totalen mesorektalen Exzision (TME), ist eine Standardbehandlung für das lokal fortgeschrittene Rektumkarzinom. In den meisten internationalen Leitlinien wird daran anschließend eine adjuvante Chemotherapie (CT) empfohlen, obwohl deren Verträglichkeit und Durchführbarkeit limitiert sind und ein eindeutiger Vorteil für sie nicht belegt ist. Die Sequenz RCT/TME/(CT) hat zwar zu einer signifikanten Verbesserung der lokalen Kontrolle, nicht jedoch zu einer Verminderung der Fernmetastasierungsrate und damit des Überlebens geführt. Die Kurzzeitstrahlentherapie, gefolgt von einer Kombinationschemotherapie noch vor der Operation (sog. „totale neoadjuvante Therapie“ [TNT]), könnte zu einer besseren Durchführbarkeit der Systemtherapie und somit zu einer Reduzierung der Fernmetastasierung führen. Methoden In die multizentrische, randomisierte Phase-III-Studie (RAPIDO) wurden diejenigen Patienten mit Rektumkarzinom eingeschlossen, bei denen zumindest eines der folgenden MRT-basierten Hochrisikokriterien vorlag: cT4, cN2, Befall der mesorektalen Faszie (MRF+), extramurale Gefäßinvasion (EMVI+), vergrößerte laterale (extramesorektale) Lymphknoten. Die Randomisierung erfolgte in einen Arm mit Kurzzeit-RT (5 × 5 Gy), gefolgt von 6 Zyklen CAPOX oder alternativ 9 Zyklen FOLFOX4 und anschließender TME (experimenteller Arm) oder in einen Arm mit RCT (50,4 Gy in Einzeldosen von 1,8 Gy) mit simultaner Gabe von Capecitabin, gefolgt von TME und einer optionalen adjuvanten Chemotherapie (8 Zyklen CAPOX oder 12 Zyklen FOLFOX4; Standardarm). Der primäre Endpunkt war die Zeit bis zum Auftreten eines krankheitsbezogenen Therapieversagens („disease-related treatment failure“ [DrTF]), definiert als lokoregionäres Rezidiv, Fernmetastase(n), kolorektales Zweitkarzinom oder therapiebedingter Tod. Sekundäre Endpunkte, wie die Therapiedurchführbarkeit, die Akuttoxizität und die Rate an postoperativen Komplikationen, wurden in einer gesonderten Publikation beschrieben. Ergebnisse Von 2011 bis 2016 wurden 920 Patienten eingeschlossen, davon waren 912 auswertbar (462 im experimentellen Arm, 450 im Standardarm). Alle Patienten im experimentellen Arm erhielten die Kurzzeit-RT, bei 84 % konnten zumindest 75 % der konsolidierenden Chemotherapie appliziert werden. Im Standardarm betrug die Compliance für die RCT 93 %, für die postoperative Chemotherapie 58 %. Die Toxizitäten CTC ≥ Grad 3 im TNT-Arm betrugen insgesamt 48 % und umfassten insbesondere Diarrhö mit 17,6 %; eine Neuropathie trat bei 4,3 % der Patienten auf. Nach Standard-RCT fanden sich bei 25 %, bei adjuvanter Chemotherapie bei 35 % der Patienten Toxizitäten CTC ≥ Grad 3. Die Art der chirurgischen Therapien unterschied sich nicht zwischen den Armen, auch die chirurgischen Komplikationsraten, dokumentiert nach der Clavien-Dindo-Klassifikation, waren nicht signifikant unterschiedlich. Die pathologische Komplettremissionsrate (pCR) lag mit etwa 28 % im experimentellen Arm versus 14 % nach RCT signifikant höher (p 0,001). Der primäre Endpunkt, DrTF, zeigte im experimentellen Arm eine signifikante Überlegenheit gegenüber der Standard-RCT (nach 3 Jahren 23,7 % versus 30,4 %; HR 0,75; p = 0,019); diese Überlegenheit war in allen relevanten Subgruppen, insbesondere auch bei Patienten, die eine postoperative Chemotherapie erhielten, nachweisbar. Die Rate an Fernmetastasen war im experimentellen Arm signifikant niedriger (nach 3 Jahren 20,0 % versus 26,8 %; HR 0,69; p = 0,005). Die 3‐Jahres-Lokalrezidivrate nach radikaler Operation einschließlich TME betrug im Standardarm 6,0% und im experimentellen Arm 8,7 % (HR 1,45; p = 0,09). Die Lebensqualität war gemäß den EORTC-QLQ-C30-Fragebögen nicht unterschiedlich.brbrSchlussfolgerung der Autoren