Mit der Figur und Geschichte des Erzvaters Abraham nimmt die Arbeit ein prominentes Thema in den Blick. Zahl- und variantenreich ist die Verarbeitung und Deutung der Abrahamerzählung (Gen 12–25) in Kunst, Literatur und Theologie. Hierzu zählt nicht zuletzt die Fülle an Bibelkommentaren, die sich in der Reformations- und Frühen Neuzeit mit ihrer Interpretation befassen – angefangen bei den Genesisauslegungen der drei großen Reformatoren Luther, Zwingli und Calvin. Die Arbeit orientiert sich an zwei Forschungsdiskursen, die sich ab den 1950er Jahren etabliert haben. Zum einen vertieft sie die bereits bestehenden Erkenntnisse zu Luthers Abrahambild, insofern sie theologisch reflektiert, wie die Korrelation von Wort und Glaube Luthers Verständnis des Erzvaters prägt. Zum andern fragt sie nach der Rezeptions- und Auslegungsgeschichte jener alttestamentlichen Erzählung, indem sie andere, zeitgenössische Deutungen exemplarisch auf Luther bezieht. Dadurch entsteht ein facettenreiches Bild, welches auf breiter Basis die Interpretationen des Wittenberger Reformators differenziert – in theologischer, schrifthermeneutischer und exegetischer Hinsicht.