Innerhalb der Grenze von Neuem Historismus (New Historicism) denkt man, dass auch die auβer-literarischen Bereiche narrativ verfasst sind. Also wie es mit den Witzen und Humoren der Volkshelden, die wir unter literarischer Gattung Satire unterordnen können, der Fall ist. Diese Witze sind auch unter der Volksliteratur unterzuordnen. Hayden nach soll im New Historicism die Literatur als Text der Kultur gesehen werden, „[d]er Satire kommt dabei ein besonderer Status zu: Sie bringt die Relativität aller Weltdeutungen zum Ausdruck, reflektiert also die Beliebigkeit jeder Darstellung„ in der sich eigentlich das „historische Bewusstsein“[1] auch dabei widerspiegelt. Sowie in diesem Sinne ist ein satirischer Witz „selbst eine spezifische Form kultureller Repräsentation […] und gehen der Genese von kultureller Bedeutung nach.“[2] In diesem Sinne sind die in der vorliegenden Arbeit studierten satirischen Witze und Schwänke beider Volkshelden Till Eulenspiegel (1300-1350) und Nasreddin Hodscha (1208-1284[3]) als Texte der Kultur sowie die Texte der Literatur angesehen worden. Das interessante daran ist, dass uns sehr ähnliche Anekdoten der beiden Schälke trotz der „fremden“ Kulturen und der voneinander weit entfernten Geographie begegnen. Das könnte man eventuell mit der Theorie der Intertextualität erklären.
Für diese Untersuchung wurden alle Witze in den Anthologien durchgelesen und dadurch 8 gleiche Schwänke der beiden nicht zeitgenössischen und geographisch voneinander entfernt gelebten Possenreißer herausgefunden. „Hervorbringung und Aufnahme der Eulenspiegel-Geschichten sind von Anfang an unauflöslich miteinander verbunden. Deshalb kann Eulenspiegel mit gutem Grund als Volksheld aufgefasst werden.“[4]
In den Witze-Sammlungen von Nasreddin Hoca werden die Anekdoten als Fıkra (Witz) benannt. In diesem Buch wird aber Fıkra, der Witz, aus den Sammlungen von Nasreddin Hoca, der im primären Quellenverzeichnis dieses Buches angegeben wird, als Historie benannt, gekürzt als H.
Die zutreffenden Quellen für Fıkra/Historie von Nasreddin Hoca werden in den Fußnoten mit dem Namen des(r) Herausgebers(in) der betreffenden Sammlung und der Seitennummer angegeben: z.B. Duman, S. x, Wesselsski, Bad I, S. x. und Fıkra (Historie) mit der Nummer; z.B. H. 60, damit man hier die Witze und Historie der beiden Volkshelden unter einem analogen Namen bezeichnet und vergleicht.
Die Hauptquelle für die Historien von Till Eulenspiegel ist die von Geisler übertragener und bearbeiteter Druck; Till Eulenspiegel. Mit Illustrationen von Don-Oliver Matthies, Geisler, Gisela, betragen und bearb. von Auflage 2005, cbj: München. Im Text werden die Historien aus diesem Druck in den runden Klammern als (H. + Nummer) zum Beispiel (H. 20) bezeichnet.
In den Fuβnoten werden die Historien von T. E. aber mit dem Druck-Titel, Druckjahr und der Historiennummer gegeben, z. B. Das Volksbuch von Till Eulenspiegel, 1519, 1882 H. x; Ein kurzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel 1515, H. x. etc.
Die Abkürzung H. steht für Historie und die Nummer gibt die Zahl der Historie (im Buch von T. E.) oder des Witzes (in der Sammlung von N. H.) an. Mit H. 60 wird also die 60. Historie im Till-Volksbuch oder in Nasreddin Hocas Sammlung gemeint.
[1] Schöβler, S. 101-104
[2] dies., S. 168
[3] Erman, S. 13
[4] Haug, S. 202