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Bürgerschaftliches Engagement in ländlichen Räumen : politische Hoffnungen, empirische Befunde und Forschungsbedarf
註釋Der Begriff des "bürgerschaftlichen Engagements" wird in der einschlägigen Fachliteratur und im politischen Diskurs nicht einheitlich verwendet. Einer breiteren Definition folgend verstehen wir darunter "ein freiwilliges, gemeinwohlorientiertes und nicht auf materiellen Gewinn ausgerichtetes Engagement", das "die ganze Breite der verschiedenen Erscheinungsformen des Engagements ein[schließt]: das klassische Ehrenamt, gemeinnütziges Engagement ohne Amt, kurzzeitiges ungebundenes Engagement sowie bestimmte Formen der Selbsthilfe" (Deutscher Bundestag 2002: 333).1 Das bürgerschaftliche Engagement hat in ländlichen Räumen eine lange Tradition, und vor allem die Politik setzt darin einige Hoffnungen. Dahinter steht ein Ideal von der Selbstorganisation der Bürgerinnen und Bürger, welche öffentliche Dienstleistungen substituiert, die Gesellschaft sozial integriert und die Qualität der Demokratie fördert. In unserem Beitrag wird danach gefragt, inwiefern solche Hoffnungen und Idealisierungen der Selbstorganisation an praktische Grenzen stoßen. Denn periphere ländliche Räume leiden häufig an fehlenden finanziellen Gestaltungsspielräumen und den Folgen des demographischen Wandels. Ebenso ist Selbstorganisation kein Selbstläufer, sondern bedarf staatlicher Unterstützungsstrukturen. Des Weiteren folgt das bürgerschaftliche Engagement einer Eigenlogik, die es zu respektieren gilt. Überdies tendiert zivilgesellschaftliche Selbstorganisation zu sozialer Selektivität und auch soziale Integration ist nicht selbstverständlich. Schließlich hängt die demokratiefördernde Wirkung bürgerschaftlichen Engagements von der Zusammensetzung der Vereinigungen und deren innerer Ausrichtung ab. Aufgrund der verschiedenen Konzeptualisierungen bürgerschaftlichen Engagements, unterschiedlicher Operationalisierungen zu dessen Messung und unzureichender Datenquellen, ist die quantitative Bestimmung des bürgerschaftlichen Engagements in ländlichen Räumen schwierig. Sicher scheint jedoch, dass das bürgerschaftliche Engagement im Laufe der letzten Jahrzehnte sowohl in ländlichen als auch in anderen Räumen weitgehend kontinuierlich zugenommen hat. Es zeigt sich außerdem, dass die Bürgerinnen und Bürger in ländlichen Räumen sich regelmäßig stärker engagieren als jene in anderen Räumen. Unterschiede zeigen sich auch zwischen sozialen Gruppen: Männer sind sowohl in ländlichen wie auch in nicht-ländlichen Räumen stärker in freiwillige Tätigkeiten eingebunden als Frauen, wobei die Geschlechterunterschiede in ländlichen Räumen deutlich langsamer abnehmen. Jüngere Altersgruppen sind in ländlichen Räumen zu höheren Anteilen freiwillig engagiert als die älteren Altersgruppen. Auf der Kontextebene zeigt sich,dass eine höhere regionale Arbeitslosigkeit typischerweise mit einer niedrigeren Engagement-quote einhergeht. Der empirische Forschungsstand weist insgesamt erhebliche Forschungslücken auf. Forschungsbedarf besteht vor allem im Hinblick auf die deskriptive Erfassung der Vereinslandschaft in ländlichen Räumen, die Erfassung neuer Formen des Engagements sowie möglicher Verschiebungen in der Engagementlandschaft, der Einschätzung der Bedeutung von Vereinen und Initiativen für die ländlichen Gemeinwesen und die Erforschung von strukturellen und kulturellen Bedingungen bürgerschaftlichen Engagements.