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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
註釋Zentrum der vorliegenden Arbeit bildet die Edition des Briefwechsels zwischen dem österreichischen Schriftsteller Alexander Lernet-Holenia (1897-1976) und Maria Charlotte ("Lotte") Sweceny (geb. Stein, 1904-1956), Gesellschafterin des Wiener Verlags Manz, während der Jahre 1938 bis 1945. Ein einleitender Aufsatz bietet einen Forschungsüberblick, gibt den Inhalt der Briefe wieder und analysiert ihre Bedeutung für Biografie und Werk Alexander Lernet-Holenias. Auf die Transkripte der 154 Briefe folgt der Kommentar, der die in diesen vorhandenen Bezüge historischer, personeller, geografischer und sonstiger Art erläutert. Ein editorischer Bericht gibt Aufschluss über die Provenienz des Korpus' sowie die Methode von Transkription und Kommentierung. Das abschließende Kapitel widmet sich Lotte Sweceny, der Adressatin der Briefe, und ihrem familiären Hintergrund. Die Existenz der Briefe verdankt sich der Tatsache, dass das Paar durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs getrennt wurde und seine Beziehung mit Hilfe von Briefen fortführte. Im September 1939 nahm der Wehrmachts-Offizier Alexander Lernet-Holenia am Überfall auf Polen teil, wurde verwundet und verbrachte den Rest des Krieges beurlaubt in seinem Haus in St. Wolfgang bzw. ab September 1941 überwiegend in Berlin, wo er als Leiter des Entwicklungsstabs der Heeresfilmstelle Drehbücher beurteilte und auch selbst verfasste. Ebenfalls aus diesen Jahren datieren zwei seiner bedeutendsten Romane, Mars im Widder und Beide Sizilien, die beide der Propaganda, die er im Brotberuf generieren half, zuwiderlaufen. Lotte Sweceny und ihr Freundeskreis fanden in Figurengestaltung und Handlung des Mars im Widder Eingang. Auch die Gedichtsammlung Die Trophae entstand in diesen Jahren - bei ihrem Erscheinen 1946 widmete Lernet dieses ihm liebste seiner Bücher seiner Gefährtin und Briefpartnerin dieser Zeit. Die Briefe enthalten zahlreiche Hinweise zur Entstehungs- und Publikationsgeschichte dieser Werke; sie liefern aber vor allem auch biografische Details, welche die Lebens- und Arbeitsbedingungen Lernets in diesen Jahren zu erhellen imstande sind. Unter anderem bringen die Briefe an Lotte Sweceny auch etwas mehr Licht in das diffuse Halbdunkel der Hintergründe von Lernet-Holenias Abkommandierung in die Heeresfilmstelle nach Berlin. Auch neuralgische Punkte in der Biografie Alexander Lernet-Holenias, die seines Verhältnisses zum nationalsozialistischen Regime und zum Antisemitismus, bleiben von den Briefen nicht unberührt: Die Art und Weise, wie Lernet sich in ihnen zum Regime und seinen Protagonisten äußert, verstärken jene Stimmen, die dem Autor deutliche Distanz zum Nationalsozialismus bescheinigen. Die Verwendung einer Chiffre legt sogar den Schluss nahe, dass Lernet im Auftrag oder auf Vermittlung der "Halbjüdin" Lotte Sweceny mit Opfern bzw. Gegnern des Regimes in Kontakt stand. Diese Distanz zum System vermochte Lernet freilich nicht davon abzuhalten, es zu bedienen, wo es ihm im Interesse seines beruflichen Fortkommens und seiner persönlichen Sicherheit geboten schien. Lotte Sweceny, die Frau eines "arischen" Industriellen, stammte aus dem assimilierten jüdischen Wiener Großbürgertum. Die befruchtende Atmosphäre ihres Elternhauses war auch das Resultat einer seit zwei Generationen andauernden - und in Lotte Steins Generation abgeschlossenen - Assimilationsleistung der beiden Vorgängergenerationen. Dieser Aspekt bildet ebenso Bestandteil der biografischen Skizze wie die Darstellung der liberalen Ehe mit Otto C. Sweceny sowie des "oppositionell gesinnten Freundeskreis[es]" aus Architekten, Schriftstellern und anderen, den der österreichische Publizist und enge Freund Lotte Swecenys, Milan Dubrovic, porträtiert hat.